Sonne statt Regensburger Winter, Baseball statt Hallentraining. Alex Schmidt, Devon Ramirez, Elias van Garßen und Christian Pedrol tauschen die Legionäre-Uniform gegen Trikots aus Australien und Nicaragua.
Während das Spielfeld in der Armin-Wolf-Arena in diesen Tagen komplett mit Schnee bedeckt ist, muss Alexander Schmidt aktuell eher aufpassen, dass er sich keinen Sonnenstich holt. Normalerweise ist Schmidt als Short Stop in der Uniform der Guggenberger Legionäre oder der deutschen Nationalmannschaft zu sehen. Aktuell steht der 23-Jährige aber im gelb-grünen Trikot der Pine River Rapids aus Brisbane auf dem Feld – wenn er nicht gerade zusammen mit Freundin Mara die Strände oder Städte in der Nähe unsicher macht.
Alex ist einer von gleich vier Legionäre-Spielern, die den Regensburger Winter gegen südliche Sonne und eine internationale Liga gegen das Hallentraining eingetauscht haben. Für ihn war dabei Australien aus einem ganz besonderen Grund die allererste Wahl.
In Australien geboren
Schmidt erzählt: „Ich habe mir schon letztes Jahr um diese Zeit Gedanken darüber gemacht, was ich nach meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten machen will. Irgendwann mal außerhalb Deutschlands eine Saison zu spielen, stand schon länger auf meiner Bucket List. Warum Australien? Weil ich dort geboren bin und seitdem nicht mehr zurück war. Und weil es hier natürlich viel zu entdecken gibt.“
Daher habe er eine Art Baseball-Portfolio mit Video-Highlights seiner Einsätze erstellt. Das wurde dann mit Hilfen von Kontakten wie Maurice Wilhelm, Wayne Ough, den früheren Regensburgern Ludwig Glaser und Donald Lutz oder seinem aktuellen Team-Kollegen Devon Ramirez an Coaches in Australien verteilt. Dadurch seien ersten Gespräche via Chat und Telefon entstanden.
Nachbarschaft mit Donald Lutz
Gelandet ist Schmidt am Ende in Brisbane bei den Pine Rivers Rapids. Der Club gewann in der vergangenen Jahr überraschend den Titel in der Greater Brisbane League (GBL). Die GBL ist eine State League mit mehreren Divisionen. Die erste Division, in der Alex Schmidt aktuell spielt, ist eine Liga unter der ABL.
Beim örtlichen ABL-Verein, den Brisbane Bandits, steht ein alter Bekannter auf der ersten Base: Donald Lutz, ehemaliger Legionär und früherer Major Leaguer, ist ein echter Australien-Experte. Er hat für die Bandits auch in dieser Saisons schon einige Homeruns über den Zaun gejagt. Das erste Treffen der Legionäre Schmidt und Lutz in Australien fand natürlich auch Niederschlag auf den Social-Media-Kanälen der Baseballer. Lutz ist dort als @braunerhulk zu finden.
Auf der anderen Seite des Kontinents
Nicht gerade 15.000 Kilometer entfernt wie Regensburg, aber mit knapp 4500 Kilometern doch ganz schön weit weg, ist auf der anderen Seite des Kontinents ein anderer Australien-Routinier mit Legionäre-Verbindung für den Perth Baseball Club im Einsatz.
Devon Ramirez aka @Worldbaseballtraveller bestreitet bereits seine siebte Saison in Australien. Zunächst nur als Spieler, seit einigen Jahren auch als Coach. In dieser Saison ist Devon als Spieler, Pitching Coach und Leiter der Nachwuchsförderung von Perth verpflichtet worden.
Perfekter Ort, um am eigenen Können zu arbeiten
Es sei schwer, die Ligen mit Europa zu vergleichen, da die Anzahl der Spiele, die Importregeln und der gesamte Zeitplan sehr unterschiedlich seien, sagt Devon. Spielern mit Interesse könne er aber nur bestärken. Australien sei „der perfekte Ort, um bei warmem Wetter an deinem Können zu arbeiten (Schwung, Pitching, Kraft usw.), wo du auch arbeiten und Geld sparen kannst und den Strand und alles, was Australien zu bieten hat, genießen kannst. Es ist eine perfekte Zwischensaison und keine Nebensaison.“
Argumente, die zum Beispiels Peter Reyes, MVP der österreichischen Liga und Meister mit den Vienna Wanderers, von einem Engagement auf der anderen Erdhalbkugel überzeugten. Seit Oktober ebenfalls in Australien am Start ist Elias van Garßen. Der Legionäre-Catcher nutzte auch die Connection seines Mannschaftskollegen und spielt wie Ramirez für ein Team in Perth.
Pedrol und das Abenteuer Nicaragua
Ein Baseball-Abenteuer der anderen Art erlebte dagegen Christian Pedrol in Nicaragua. Er stand für die Leones de Leon, eines von fünf Teams in der nationalen Profi-Liga LBPN auf dem Mound. Baseball ist wie in vielen Ländern Mittelamerikas auch in Nicaragua absoluter Volkssport. Der Nationalmannschaft des Landes mit gerade mal 6,5 Millionen Einwohnern, gelang es sogar, sich in Panama beim zweiten Qualifier einen Platz bei den World Baseball Classics 2023 zu erkämpfen.
Dementsprechend ist die Liga auf hohem Niveau. Christian Pedrol: „Dort spielen viele Spieler mit guten Karrieren wie Triple-A, Double-A, meist erfahrene Spieler und die Einheimischen, die auch in der Sommerliga dort spielen.“
Der junge Pitcher hatte bereits im vergangenen Jahr ein Angebot, dort zu spielen, konnte dies aber aufgrund der COVID-19-Situation nicht annehmen. In dieser Saison erhielt er das Angebot der Löwen und nutzte die Gelegenheit.
Richtig in Schwung gekommen ist der auch für die brasilianische Nationalmannschaft spielende Pedrol in der LBPN allerdings nicht. „Mein erster Start war nicht sehr gut, ich war etwas emotional, zu aufgeregt“, berichtet Pedrol, der mit seinen späteren Auftritten schon ein wenig zufriedener war. Die Saison mit den Leons fand dennoch ein verfrühtes Ende.