Die Vorbereitung der Guggenberger Legionäre geht knapp ein Monat vor dem Start der Bundesliga in die heiße Phase. Neuzugänge, Rückkehrer und ein paar Fragezeichen.
Martin Helmig ist nicht wirklich zufrieden. Das hat damit zu tun, dass überbordende Zufriedenheit ohnehin nicht zu seinen wesentlichen Charakterzügen gehört. Es gibt aber auch handfeste Gründe, die dem Headcoach derzeit nicht nur im übertragenen Sinne ein paar Kopfschmerzen bereiten.
Dazu gehören Rahmenbedingungen, auf die Helmig und sein Team selbst keinen Einfluss haben. An vorderster Stelle sind dabei das Wetter, die daraus resultierenden Platzbedingungen und ein paar gesundheitliche Schwierigkeiten zu nennen.
Geplante Vorbereitungsspiele gegen
Hamburg und Haar fallen aus
Der Headcoach hat sich eine heftige Erkältung eingefangen, die seinen Tatendrang zwar nicht bremst, aber seinen Aktionsradius zumindest vorübergehend einschränkt. Immerhin muss Martin Helmig nicht das gesamte Wochenende im Dugout der Armin-Wolf-Arena verbringen.
Die für Samstag und Sonntag geplanten Vorbereitungsspiele gegen die Hamburg Stealers und die Haar Disciples können nicht stattfinden. Das Wetter der vergangenen Wochen hat dafür gesorgt, dass weder der Platz noch die Mannschaft wirklich bereit sind, um solche Spiele zielführend bestreiten zu können.
Entscheidend: Wie viel ist jeder
wirklich zu geben bereit
Helmig und sein Coaching Staff wollen die Zeit jetzt nutzen, um die Mannschaft noch mehr zu einem Team zu machen. Denn am Ende hänge der Erfolg vor allem davon ab, „wie viel jeder wirklich bereit ist zu geben“. Martin Helmig bezieht das ausdrücklich nicht nur auf die Mannschaft, sondern auf die gesamte Organisation. Gleichzeitig will er sich nicht auf ein fixes Saisonziel festlegen lassen. „Wir wollen vor allem erfolgreich Baseball spielen. Dabei sind wir auf die Unterstützung der gesamten #LegionäreFamily angewiesen“. Unterstützung in allen Lebensbereichen könnten insbesondere die Neuzugänge in Regensburg gut gebrauchen.
Von diesen Neuzugängen wird auch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil abhängen, wie gut die Guggenberger Legionäre in die Saison und durch die Saison kommen. Die größte Lücke im Vergleich zum Vorjahres-Team hat sicher der Abschied von Kaleb Bowman gerissen. „So einen Mann kannst du nicht einfach ersetzen“, sagt Martin Helmig über den Liga-MVP 2022. Wie zum Beweis war Bowman erst vor wenigen Tagen im Spring Training des Major League Teams seiner Milwaukee Brewers gegen die Cleveland Guardians im Einsatz.
Trotzdem brauchen die Guggenberger Legionäre aber auch in der kommenden Saison starkes Pitching. Helmig setzt dabei auf „möglichst viele, möglichst gute Arme“ und eine Mischung aus bewährten Kräften und neuen Spielern. Wieder am Start sind Christian Pedrol und Jan Tomek. Letzterer ist aktuell mit der tschechischen Nationalmannschaft beim World Baseball Classic im Einsatz und durfte zum Auftakt über einen ziemlich spektakulären Sieg gegen China jubeln.
Rückkehrer Mendelsohn und Freisberg,
Neuzugänge Cedano und Wolf
Zumindest beim World Baseball Classic Qualifier sammelte ein weiterer Legionäre-Pitcher Erfahrung. Daniel Mendelsohn war für Südafrika im Einsatz und hatte dabei Gelegenheit, sich an seine künftige (und ehemalige) Wirkungsstätte zu gewöhnen. Mendelsohn war bereits an der Academy, wechselte dann wegen seines Studiums zum Zweitligisten Füssen und will jetzt in der Bundesliga wieder für Regensburg seine Qualität beweisen.
Neu auf dem Mound für die Legionäre wird in der kommenden Saison Joe Cedano sein. Der 23 Jahre alte Nationalspieler aus Bad Homburg hat bereits mit den Stuttgart Reds einige Bundesliga-Erfahrung gesammelt. Auch der zwei Jahre jüngere Marius Wolf hat schon in der Bundesliga geworfen, war für die Mannheim Tornados im Einsatz. Zurück bei den Legionären ist Finn Freisberg. Der junge Regensburger spielte zuletzt für Ulm. Die Truppe wird ein sehr erfahrener Spieler ergänzen. Devon Ramirez soll in der kommenden Saison auch als Pitcher zum Einsatz kommen.
Hoffnung auf Einsätze für
Niklas Rimmel und Tim Fischer
Gemeinsam mit Assistant Coach Daniel Husband arbeitet Martin Helmig aber an zusätzlichen Lösungen für die besondere Aufgabe beim Pitching. Dabei spielen auch Legionäre eine Rolle, die aktuell an anderer Stelle aktiv sind. Das Regensburger Eigengewächs Tim Fischer, seit diesem Jahr bei den LA Dodgers unter Vertrag, gehört dazu. Auch Niklas Rimmel, vergangene Saison im AAA-Team der Minnesota Twins, steht auf der Legionäre-Liste.
In beiden Fällen hängen mögliche Einsätze für die Guggenberger Legionäre aber davon ab, wie sich die amerikanischen Teams der Spieler in ihren jeweiligen Ligen schlagen. Besonderer Knackpunkt: Um bei den Play-Offs für Regensburg antreten zu können, müssen sie vorher Spiele in der Regular Season bestritten haben.
Qualität aus eigenem Hause:
Lou Helmig steht im Legionäre-Kader
Gleiches gilt auch für einen weiteren potentiellen Neuzugang im Bundesliga-Team der Guggenberger Legionäre. Martin Helmig hat auf der Suche nach Qualität für sein Team auch die eigene Familie mit einbezogen. Mit Lou Helmig steht ein weiteres deutsches Top-Talent mit Vertrag bei einer MLB-Organisation auf der Kaderliste der Guggenberger Legionäre.
Helmig gehört bereits seit vergangener Saison zu den Philadelphia Phillies. Er war auch für den WBC Qualifier in Regensburg, wurde aber zum Unverständnis quasi aller Experten vom damaligen Bundestrainer nicht in den Kader berufen. Stattdessen zeigte Lou Helmig dann bei der U23-WM im deutschen Team seine Klasse. Ob dies auch in der Bundesliga für die Legionäre möglich sein wird, hängt wie bei Rimmel und Fischer vom Saisonverlauf in den USA ab.
Baustelle Catcher: Abschied
von Kilian Redle schmerzt
Die Legionäre müssen in der kommenden Saison auf einige Spieler verzichten, die nicht nur Martin Helmig gerne weiter in Regensburg gesehen hätte. Marcel Mariette, der künftig in Mannheim spielen wird, ist einer von ihnen.
Neben Kaleb Bowmans Abschied schmerzt allerdings der Wechsel von Kilian Redle zum alten Rivalen nach Heidenheim ganz besonders. Die Guggenberger Legionäre verfügen mit Elias von Garßen über einen Top-Catcher, müssen aber darauf hoffen, dass er sich nicht verletzt oder aus anderen Gründen länger ausfällt. Neben von Garßen stehen aktuell einige talentierte junge Spieler zur Verfügung, für die allerdings der Druck in der Bundesliga noch etwas zu früh kommen könnte.
Australien-Legionäre auf dem
Weg zurück nach Regensburg
Elias van Garßen ist auch einer von gleich mehreren Regensburger Spielern, die quasi von der einen Saison direkt in die nächste Spielzeit springen. Er hat den Winter in Australien verbracht und dort Baseball gespielt. Ziemlich erfolgreiche Monate in Australien hat auch Alex Schmidt hinter sich. Der beste deutsche Shortstop hat auch auf der anderen Seite der Erdhalbkugel überzeugt. Dritter Australien-Legionär im Bunde ist der Worldbaseball-Traveller Devon Ramirez, der dort bereits mehrere Spielzeiten bestritt.
Sozusagen mit im Gepäck hat Ramirez bei seiner Rückkehr einen echten Neuzugang. Ronny Sweeny kommt aus Minnesota, hat zuletzt ebenfalls in Australien gespielt und gehört für Martin Helmig zu den Hoffnungsträgern. Ähnliches gilt für den französischen Nationalspieler Daniel Patrice und David Dinski, die beide von den Haar Disciples gekommen sind.
Feste Bausteine aus der
bestehenden Mannschaft
Helmig setzt bei seiner Struktur natürlich auch in der kommenden Saison auf Spieler, die den Fans der Guggenberger Legionäre schon viel Freude bereitet haben. Dazu gehört die Legionäre-Legende Matt Vance. „Matt ist auf jeden Fall gesetzt“, sagt Helmig über den Team-Captain, der in dieser Saison wieder um die Deutsche Meisterschaft kämpfen will.
Fest eingeplant sind ebenso Spieler wie Nino Sacasa, David Grimes und Eric Harms. Auch auf Pascal Amon hatte Martin Helmig für die kommende Saison gesetzt. Aber das Verletzungspech des Nationalmannschaft-Centerfielders will offenbar kein Ende nehmen. Amon wird nach jetzigem Stand der Dinge frühestens Mitte der Saison wieder spielen können.